Vor einigen Jahren hatte ich, Charlotte, ein „stolzes“ Gewicht von 153kg.
Die Zeit in der ich soviel gewogen habe war die traurigste, anstrengendste und härteste Zeit meines Lebens.
Ich habe Essen geliebt und durch einige leider nicht so schöne Umstände, die psychisch bedingt waren, fing ich an immer mehr und mehr zu essen. In den schlimmsten Zeiten waren es bis zu neun Kaffeestückchen, nicht am Tag, sondern allein am Morgen.
Das bedeutet: mittags ging das Essen weiter und ein deftiges Abendessen durfte natürlich auch nicht fehlen.Bewegt habe ich mich zu dieser Zeit leider gar nicht. War ja auch gar nicht so einfach mit dem Übergewicht.
Als ich mein Höchstgewicht von 153kg erreicht hatte, bemerkte ich, so kann es einfach nicht weitergehen!
Heute habe ein Normalgewicht von 79kg (1,81m), was bedeutet: -74kg! Ich habe mich sozusagen halbiert.
Doch wie habe ich das schier Unmögliche geschafft?
Eine sehr gute Freundin - super schlank, lange blonde Haare - fragte mich eines Tages, ob ich nicht Interesse hätte, mal mit in ihr ins Fitnessstudio zu kommen. Mein erster Gedanke war natürlich sofort: „Niemals! Da wird mich jeder anschauen! Neben ihr, und vor allem zwischen all den anderen super sportlichen Leuten, werde ich doch sofort auffallen. Mit der ganzen Masse, die ich mit mir herumtrage, wird mich bestimmt jeder anstarren! Das tu‘ ich mir nicht an.“
Doch meine Freundin ließ nicht locker. Immer und immer wieder fragte sie nach, wann ich denn nun endlich mal mitkommen würde. „Nur mal gucken!“ sagte sie und irgendwann habe ich mich dann breitschlagen lassen. Eigentlich bin ich nur mit, um endlich meine Ruhe zu haben.
Bereits der Weg zum Studio war eine Qual. Ich war klatschnass geschwitzt vor Angst. In meinem Kopf kreiste alles um den Gedanken, was wohl die Leute von mir halten würden.
Doch dann die große Überraschung.
Dort angekommen kam nämlich alles ganz anders als erwartet. Wir wurden von einem sehr netten Trainer in Empfang genommen, der sich auch gleich Zeit für mich nahm. Wir setzten uns und er klärte mich über grundsätzliche Dinge in Bezug auf Training und Ernährung auf.
Ich schöpfte Vertrauen und bevor ich mich versah stand ich auch schon auf dem Laufband. So schnell habe ich gar nicht gucken können!
Und soll ich euch was sagen? Keiner starrte mich an! Das erste Mal, dass mich niemand dumm anschaute war ausgerechnet in einem Fitnessstudio auf einem Laufband!
Ich wurde aufgenommen, die Leute grüßten mich und fingen Gespräche mit mir an. Ich fühlte mich richtig wohl und tat dabei auch noch was Gutes für meinen Körper.
Für die meisten Menschen, die das jetzt lesen ist so etwas selbstverständlich. Jemanden zu grüßen oder ein Gespräch anzufangen ist ja wohl keine große Sache. Aber für mich war es das damals. Ich hatte bis zu meiner Gewichtsabnahme, mit 20 Jahren, auch noch nie einen Freund. Jetzt von anderen Menschen wahrgenommen und nicht angestarrt (!!!) zu werden, machte mich einfach glücklich.
Aber zurück zu meinem ersten Studiobesuch. Auf dem Laufband hielt ich es natürlich nicht lange aus. Bereits nach wenigen Minuten Gehen, ging mir bereits die Puste aus. Aber mein Trainer ließ mich nicht im Stich. Er erarbeitete mir einen Plan und sagte mir, wie ich am besten ins Training einsteigen würde.
Jetzt fing die Arbeit erst richtig an.
Die erste Hürde auf dem Weg zum Gewichtsverlust war also genommen. Ich hatte mich endlich getraut unter Menschen zu gehen und Bewegung in mein Leben zu integrieren. Blieb allerdings noch mein Ernährungsproblem. Das bestand aus zwei „Teilproblemen“. Zu ungesund und zu viel. Mein Trainer klärte mich schonungslos auf, was mit mir passieren würde, wenn ich einfach so weiterleben würde. Ich war schockiert! Als ich nach Hause kam, stellte ich mich vor den Spiegel und brach erstmal zusammen. Wie hatte ich es so weit kommen lassen können? Unter Tränen versprach ich mir, dass ab heute alles anders werden würde! Am nächsten Morgen stand ich auf und das Projekt Charlotte 2.0 startete.
Das regelmäßige Training und die Umstellung meiner Essgewohnheiten waren sicherlich sehr wichtig, um endlich an Gewicht zu verlieren. Viel wichtiger war aber, dass ich Menschen um mich hatte, die mir geholfen haben an mich selbst zu glauben. Personen wie meine beste Freundin und meinen Trainer, die mich ermutigt und motiviert haben, aber auch einfach die anderen Studiomitglieder, die mir den Einstieg ins Training so unfassbar erleichtert haben indem sie mich einfach normal behandelt haben.
Ich übertreibe nicht, Menschen sind unglaublich oberflächlich. Ich weiß leider sehr genau wovon ich spreche.
Hat es sich gelohnt?
Auf jeden Fall!Dass das Ganze nicht einfach war, und ich viel Schweiß, Anstrengung und Selbstdisziplin aufbringen musste, ist natürlich klar. Aber nach jedem Kilo, das ich verlor, wuchs ich innerlich, wurde immer glücklicher und selbstbewusster.
Übrigens: Die Freude am Laufen (meiner allerersten Trainingseinheit) ist bis heute geblieben. Mit meinen beiden Hunden laufe ich heute fast täglich und so wurden aus den wenigen Metern gehen auf dem Laufband, 10km in 58 Minuten Joggen. Für mich ein riesen Erfolgserlebnis!